Ein Team, ein Ziel

12. und 13. Mai 2017

Am 12. Mai war es soweit, die Bauleiter der Firmengruppe Böhmer und unser Sportfreund Ronny hatten sich wieder ein sportliches Highlight besonderer Art ausgesucht. Nach der Rennsteigbezwingung 2016 war es diesmal der „Stoneman Miriquidi“, der deutsche Stoneman, Betonung liegt auf DER.

Was das DER bedeutet, hatten wir schon gleich auf den ersten 2 km vom Rabenberg, Trail-Passagen mussten teilweise bergab geschoben werden weil es einfach zu gefährlich war. Aber der Reihe nach.

Der Stoneman Miriquidi führt auf Forstwegen, abschnittsweise Singletrails und einigen Ortsdurchfahrten über neun (genaugenommen waren es elf) der höchsten Gipfel des deutschen und tschechischen Erzgebirges.

165 Kilometer im Sattel

4.400 Höhenmeter und 165 km galt es zu schaffen, keine Straßen, nein, (fast) alles im Gelände, Mountainbike eben.

Donnerstag Abend kamen wir Sechs, Kay Rolz, Thomas Schmidt, Denis Balla, Ronny Strauß, Sven Hegewald und ich der Autor (Ralf Böhmer) - vom Stress der Arbeit noch sehr angespannt, auf dem Rabenberg an. Die freundlichen Mitarbeiter des Sportparks wiesen uns in den Ablauf des Stoneman ein. Die Vorfreude aber auch die Spannung stieg mit dem Blick auf die Landkarte, auch das Höhenprofil konnte uns nicht abschrecken.

Nach Bezug unseres Quartieres, das Richten unserer hochgezüchteten Räder, das Sortieren der Sportwäsche und dem parallelen Blick auf die Wettervorhersage war nur ganz wenig Alkohol unser Begleiter in eine kurze Nacht.

Ums sechs klingelte der Wecker. Schnell Frühstücken, die meisten schon im Rennlook, dass technische Now How noch einmal durchchecken und Punkt 8:00 Uhr saßen wir im Sattel. Schnell merkten wir, warum der Stoneman auch so heißt, über einen Trail, Steine, Wurzeln, Schlamm und Sand ging es erst einmal 2 km bergab. Einige Passagen waren so steil, da musste geschoben werden – bergab, eigentlich ein NoGo jedes Mountainbikers.


Zum Glück spielte, entgegen unserer Rennsteigtour im letzten Jahr, diesmal das Wetter mit. Den ersten Gipfel, den „Auersberg“ auf 1019 m sahen wir schon aus der Ferne. Nach anderthalb Stunden und 500 Höhenmeter waren wir oben. Wir merkten relativ schnell, dass unser Zeitplan gehörig ins kippen kam. Mountainbike oder besser Stoneman fahren ist nicht Straße fahren. Egal, glücklich und geschafft stempelten wir am ersten Kontrollpunkt unsere Karten.

Nun wartete der erst Berg auf der tschechischen Seite der „Blatensky vrch“. Nach knapp 3 Stunden erreichten wir auch dieses Teil Ziel noch relativ entspannt. Soweit man das so sagen konnte, aber zumindest merkte man schon, wer an dem Tag gut oder eben nicht ganz so gut drauf war. Thomas und Ronny bestimmten das Tempo und gaben dem Rest Sicherheit was den Weg betraf, gelbe Schilder mit grünem Pfeil mit dem Logo des Stonemans waren unser Begleiter der nächsten beiden Radtage. 

Denis, hatte mit Abstand das schwerste Rad unter dem Hintern, blieb immer relaxt am Ende des Feldes. Jeder von uns wusste aber, wenn er den Turbo zieht, dann kennt er keine Verwandten. Zum Glück, und ich denke auch der Respekt vor dem was noch kommen sollte, bremste ihn und alle, die ähnliches vorhatten entgegen mancher Trainingsausfahrt.

Nachdem wir nun den ersten tschechischen Berg erklommen hatten, kam eine lange Trailstrecke, nicht steil aber gleichmäßig schwierig vom Gelände, zum Ende der Passage wartete ein knackiger Anstieg auf den „Plesivec“ mit rund 450 Höhenmeter. Mit dem Abstempeln der Karte kam auch die gute Laune zurück, da waren es dann „nur“ noch sechs.

Fotos, für die Kay sich diesmal verantwortlich zeichnete, wurden gemacht, aber, dies stellten wir am Ende dann fest, leider fast alle unscharf. Ich glaube wir waren zu schnell oder besser, dem Bild voraus. Zum Glück hatten wir noch die guten alten Handys?

Nun ging es an die größte Herausforderung des ersten Tages, dass Ziel hieß „Klinovec“, der höchste Berg des Erzgebirges / 1.244 m über dem Meeresspiegel. Auf dem Teilabschnitt von 26 km galt es, 1.000 Höhenmeter zu fahren. Der Wald war nass, die Passagen rutschig und schlammig, runter wie hoch - ein „kleiner“ Gipfel von 300 Höhenmeter – hört hört war fast nicht mal mehr des Schreibens wert, musste noch überwunden werden, aber dann begann im Ort Jachymov der lange Anstieg. 

Kurze Unterbrechung des Autors, an dieser Stelle hatten wir uns das erste Mal verfahren. Die Stimmung hatte sich dem körperlichen Zustand angepasst, aber einer hatte ne „Arschruhe“, Ronny regelte alles mit Google Maps und schnell fanden wir zurück auf unsere Strecke.

Ein paar Hundert Meter Asphalt, dann Forstwege. 700 Höhenmeter am Stück zu fahren ist eigentlich nur in den Alpen möglich, nein auch bei uns vor der Haustür gibt es solch lange Anstiege. Der Kopf war gefragt, mentale Stärke und der Wille, es zu schaffen sollte spätestens ab jetzt unser Wegbegleiter sein. Wir fuhren uns irgendwie ein, jeder in seinem Tempo spulte sich so dem vorletzten Berg des Tages immer näher. 

Phänomenal, wie unterschiedlich sich jeder so an seine Grenzen gewagt, vor allem aber sich selber motiviert hat. Sven hielt gefühlt alle 200 Meter an, hielt sich am Baum fest und trank was, danach setzte der Turbo ein und er holte die verlorenen Meter wieder auf. Keiner weiß, was er getrunken hat… Asterixsaft? 

Oben angekommen, es war kalt und wir waren schon eine Stunde über unseren Fahrplan, war die Freude groß. Das Tagesziel der „Fichtelberg“ lag direkt zum greifen nah. Wir wussten, dass schaffen wir und freuten uns schon auf eine warme Dusche und vor allem Essen. Nach einer weiteren Stunde hatten wir dann auch den „Fichtelberg“ bezwungen und das Tagesprogramm war mit 2.200 Höhenmetern, 86 km in 7 Stunden reiner Fahrzeit geschafft. Dreckig, verschwitzt, stinkend aber ungemein glücklich und zufrieden stiegen wir in den Bus, der uns zurück zum Rabenberg brachte. 

Duschen, umziehen und sofort ging es an das reichhaltige Buffet. Alles, was geschundene Sportler brauchten war da. Ein großes Dankeschön an die Gastgeber des Sportpark Rabenberg.

Wir verabredeten uns dann noch auf ein, vielleicht aber auch zwei Bier. Der erste Teil ging aber sofort in die Koje, der andere Teil trank Cola und auch da wurde es nicht lang und Gemütlichkeit wollte einfach nicht aufkommen, wir waren schlichtweg platt. Um 21:00 Uhr hörte ich das erste Schnarchen aus dem Nachbarzimmer, irgendwann waren dann auch bei mir die Augen zu.


Am Tag danach war ein erstes „Probelaufen“ angesagt, Hintern ging. Der eine oder andere, der aufhören wollte, hatte sich über Nacht motiviert. Nein „wir schaffen das“ gemeinsam, wir haben angefangen und gemeinsam ziehen wir das Ding durch. Diese Einstellung hatten alle und das war auch gut so, denn die Schinderei begann Punkt 8:00 Uhr auf ein Neues. 

Unser Bus brachte uns direkt auf den „Fichtelberg“, die Räder raus und los ging’s. Vom“ Fichtelberg“ / der höchste Berg der DDR  - hatten wir mal gelernt, ging es dann über Schneefelder steile Trails, wir querten zwei alte vom Wald überwuchernde Bobbahnen, wo nur noch die Kurven standen und fuhren an Oberwiesenthal vorbei in Richtung „Bärenstein“. 15 km und straffe 320 Höhenmeter langten, um die Muskeln auf das, was noch folgen sollte, einzustimmen. 

Am Rande, wir waren nicht die einzigen, die den Stoneman gefahren sind, viele Sportler trafen wir auf unserer Strecke immer wieder. Sport und Leid verbindet, herrlich, wir kämpften alle, der eine so der andere so. Eines eint und verbindet uns alle: es zu schaffen und dabei an seine körperlichen Grenzen zu gehen.

Vom „Bärenstein“ dem sechsten Berg ging es dann zum „Pöhlberg“. Sah nicht so schlimm aus, aber die eingebauten Trials sowie schwierige Bergaufpassagen machten auch den Teilabschnitt nicht gerade einfach. Immerhin waren auch da auf 16 km knapp 400 Höhenmeter zu bezwingen und nun kam auch so ab und an - der Hammermann. 


Unterwegs fuhr unser Ronny nach einem kurzen Zwischenstopp an einer Parkbank auch mal ohne seinen Rucksack weiter. Gemerkt hat er es nichts. Gut das Ronny zu dem Zeitpunkt vorn gefahren ist und Kay aufmerksam war, den Rucksack mitzunehmen. Wir wissen bis heute nicht, ob es Absicht war oder nicht. Vielleicht konnte Ronny auch einfach nicht mehr ;-)

Oben angekommen hatten wir die erste größere Rast der Tour gemacht. Wohlwissend, es sind noch zwei Berge, aber in Realität waren es drei und fast ein Drittel der gesamten Tourenkilometer und der gesamten Höhenmeter. Große Probleme kamen dann für alle nach dem doch recht langem sitzen. Bis sich der Hintern an den Sattel gewöhnt hatte, mussten einige Kilometer gestrampelt werden. Der Scheibenberg war dann relativ schnell geschafft und nun kam der letzte und längste Streckenabschnitt, 38 km und weit über 1.000 Höhenmeter, viel Wald, Wurzel aber auch Schlamm machten das fahren nicht gerade einfach.

Kay fühlte sich immer wohler, Thomas war ohnehin schon der noch nicht gekürte Stoneman, Ronny hatte mit zwei Ibu im Körper seine Wade im Griff, Sven zu beurteilen ist an dieser Stelle schwierig, Asterix oder Obelix, wir wissen es nicht. ;-) Denis orientierte sich nur noch daran, dass sein Rad in die Geschichte des Stoneman eingehen würde, obwohl er durch einen “ Badelatschen- Mountainbiker“ / 5 T€ Rad, starke Konkurrenz bekommen hat, ich selber hatte mich eingefahren und mein „Diesel“ lief und lief, nur die Nase voll hatten so langsam glaube ich alle.



Der Rabenberg: geschafft. Gegen 18:00 Uhr kamen wir dann nach 7,5 Stunden reiner Fahrzeit, 2.250 Höhenmeter und 86 km im Sonnenschein an, stempelten die letzte Markierung auf unsere Karten, klatschten uns ab und lagen uns in den Armen. Es war geschafft, großartig.

Die Siegerehrung stand an, Funk und Fernsehen warteten schon, Foto- und Presse mussten warten … das Wichtigste war erst einmal ein kaltes Bier.

Es hat sich gelohnt, die Mannschaft hat wieder ihr gemeinsam gestecktes Ziel geschafft und für mich als Chef war nur noch Stolz und Anerkennung der Leistung meiner Jungs im Focus der Gefühle. 

Welche Firma hat solch fitte Bauleiter? Der Spruch vom Rennsteig schallte nun auch durch das Erzgebirge.

Ein Danke an meine Jungs, die nicht nur sportlich was drauf haben, nein sie sind auch menschlich phänomenal. Das Team ist für Größeres geschaffen! 

Was kommt 2018? 
Euer Ralf